Wie du als Führungskraft schwierige Entscheidungen so triffst, dass du dich wohl damit fühlst

Vermutlich kennst du das: Du sitzt an deinem Schreibtisch. Neben dir steht eine Tasse Kaffee und vor dir – auf einem Zettel, dem Bildschirm, oder auch nur vor deinem geistigen Auge – eine schwierige Entscheidung.

Du kannst die Deadline im Nacken förmlich spüren, aber die Entscheidung, die vor dir liegt, fühlt sich an wie eine heiße Kartoffel. Du willst sie einfach nicht anfassen. Und das, obwohl dein Team darauf wartet.

Doch du zögerst. Denn diese Entscheidung schwierig.

Und unfassbar unangenehm.

Aber du weißt auch – es ist deine Aufgabe als Führungskraft, sie zu treffen.

Zeit, aus dieser Zwickmühle rauszukommen!

Denn Entscheidungen aufzuschieben oder zu vermeiden, kostet dich im Zweifel viel mehr Nerven als sie zu treffen.

Also lass uns mal die Pelle von der Kartoffel ziehen, damit du sie genüsslich essen kannst 😉

Mann liegt in vielen Kartoffeln

Warum schwierige Entscheidungen keine Gäste auf deiner Geburtstagsparty sind

Zuerst mal ganz offensichtlich: logisch, schwierige Entscheidungen SIND schwierig.

Meistens steckt einfach Angst dahinter.

Angst, die FALSCHE Entscheidung zu treffen. Angst vor den möglichen Konsequenzen. Und das kann einem auch schon mal den Schlaf rauben.

Glaub mir, ich kenne das.

Ich habe auch schon ganz vorzüglich Entscheidungen vor mir hergeschoben, weil ich wusste, dass es danach noch mehr Arbeit geben würde, oder Teammitglieder unzufrieden sein würden.

Vielleicht kennst du solche Entscheidungen auch:

  • Sollst du Christoph kündigen, der deine Erwartungen nicht erfüllt, obwohl er sich sichtlich bemüht?
  • Sollst du die neue Aufgabe an Sabine delegieren, obwohl sie schonmal gesagt hat, dass sie so schon super viel zu tun hat und nicht noch mehr schaffen kann?
  • Kaufst du die neue Software, die viel kostet, aber euch langfristig effizienter machen kann?

Was auch immer es für eine Entscheidung ist- um sie zu treffen, brauchst du Klarheit, Mut und Entschlossenheit.

Ja, ich weiß, leichter gesagt als getan.

Aber du weißt schon, was passiert, wenn du schwierige Entscheidungen nicht triffst, oder?

Die Folgen des Zögerns oder: wenn du das Pflaster gaaaaanz langsam abziehst

Bei mir ist das so: Ich mag Schmerzen gar nicht. Deshalb sind Pflaster auch mein Endgegner. Ich weiß, dass es wehtun wird, das Ding abzuziehen, also würde ich es am liebsten gaaaaaanz langsam machen. Dann tut es nicht ganz so dolle weh. Aber dafür sehr sehr viel länger. Eigentlich absurd. Ein schneller Ruck und die Sache wäre vorbei. Stattdessen ziehe ich das über 20-30 Sekunden 😀

Jetzt geht es in meinem Beispiel aber nur um Pflaster und im Beispiel von Sabine um eine Mitarbeiterin, die kein Fan der neuen Aufgabe ist.

Jetzt kannst du natürlich die Aufgabe vor dir herschieben, keine Frage.

Aber wie lange willst du das machen und wie viel schlimmer macht es das für Sabine, wenn sie dann irgendwann in 2 Monaten erfährt, dass sie die Aufgabe jetzt doch übernehmen soll, aber nur noch 2 Wochen Zeit dafür hat?

Glaubwürdigkeit ade

Nehmen wir an, du entscheidest dich nicht. Du zögerst lange. Du vermeidest eine mögliche Konfrontation. Was denkt dein Team, wenn es das mitbekommt?

Vielleicht bekommt dein Team den Eindruck, dass du nicht weißt, was du tust. Ergo:  dein Standing als Führungskraft geht flöten.

Es gibt also zwei große Nachteile, wenn du die Entscheidung aufschiebst:

  1. Probleme werden größer.
    Nichts zu tun, ist, wie einen wackelnden Stuhl zu ignorieren. Am Anfang wackelt er nur ein bisschen, aber irgendwann bricht er in sich zusammen. Genau dann, wenn sich jemand draufsetzen wollte. Aua ☹
  2. Deine eigene Belastung steigt.
    Je länger du eine schwierige Entscheidung aufschiebst, umso höher wir der Schaden, werden die Nebenkosten. Und das zieht viel Energie. Ganz zu schweigen von Zeit und dem Fokus, den du eigentlich für andere Dinge brauchst.

Also, wie klappt denn das jetzt genau mit dem Entscheiden??

So triffst du schwierige Entscheidungen, mit denen du dich wohlfühlst

Hier sind 5 Punkte, die du befolgen kannst, um eine qualifizierte Entscheidung zu treffen. Auf geht’s!

1. Überblick über die Faktenlage verschaffen

Ich habe es oben schon erwähnt: Unser Gedankenkarussell dreht sich oft deshalb so lange, weil wir Angst haben. „Was, wenn das schiefgeht?“ oder „Was denken die anderen dann?“. Das lähmt.

Atme ein paar Mal tief ein und aus, lass die Emotionen für einen Moment beiseite und konzentrier dich auf die Fakten.

Folgende Fragen kannst du dir stellen.

  • Was genau ist das Problem? Wie ist es zu dem Problem gekommen? Sammle Daten und im besten Fall Zahlen dazu.
  • Wer ist von der Entscheidung betroffen?
  • Welche Optionen gibt es kurzfristig/ langfristig?
  • Welche Risiken und Chancen birgt jede Option?
  • Gibt es externe Einflüsse oder Zeitrahmen, die zu berücksichtigen sind?

Ein Beispiel: Schauen wir nochmal auf Sabine. Angenommen, du überlegst, ob du Sabine die neue Aufgabe zuweisen sollst.

Du erinnerst dich - Sabine ist eigentlich schon fast am Limit.

Dann liste die Fakten auf: Wie viel Stunden arbeitet Sabine? Wie viel Zeit kostet die neue Aufgabe? Bis wann muss sie erledigt sein?

Welche Risiken gibt es, wenn Sabine die neue Aufgabe nicht erledigt versus: welche Risiken gibt es, wenn Sabine andere Aufgaben nicht schafft, weil sie die neue Aufgabe übergeben bekommt? Welche Kosten entstehen kurz- und langfristig?

Am besten visualisierst du dir die Optionen. So gewinnst du einen strukturierten Überblick über alle Aspekte der Entscheidung.

Du wirst sehen, damit fällt es dir viel leichter, eine Entscheidung zu treffen, mit der du dich wohlfühlst.

2. Bewerte die Konsequenzen

Jetzt wird’s spannend: Überleg dir, welche Auswirkungen jede Option auf kurze und lange Sicht hat. Geh dabei in die Extreme – das kann dir helfen, es greifbarer zu machen – ist das realistisch oder nicht?

Frag dich jeweils im Best- und Worst Case:

  • Was passiert, wenn ich diese Entscheidung treffe?
  • Was passiert, wenn ich sie nicht treffe?

Beispiel: Toms Leistung ist in den letzten Monaten stark abgefallen. Du hast mit ihm schon viel dazu gesprochen, aber es ändert sich nichts. Die Konsequenzen, ihn im Team zu halten, könnten sein, dass er das Team zwar durch seine Leistung noch etwas unterstützt (Best Case), der Rest des Teams aber frustriert ist und die Gesamt-Produktivität dadurch leidet (Worst Case). Ihn zu entlassen, könnte kurzfristig Unruhe bringen (Worst Case), langfristig aber für mehr Effizienz sorgen (Best Case).

3. Hole dir Input – aber begrenzt!

Mir persönlich hilft es immer, andere Meinungen einzuholen – und wenn ich dann nur merke: Ne, so sehe ich das nicht, das überzeugt mich nicht, ich bleibe bei meinem Weg. Dann hat es sich schon gelohnt, weil ich mit meiner Entscheidung sicherer geworden bin.

Du solltest aber nicht zu viele Menschen einbeziehen. Das kann nämlich auch schnell überfordern und verunsichern.

Daher: Wähle gezielt ein oder zwei Personen aus, deren Meinung du bei diesem Thema schätzt und die unvoreingenommen und nicht von der Entscheidung betroffen sind.

Mein Tipp: Gehe nicht komplett offen ins Gespräch. Hol dir konkretes Feedback zu deinen Optionen, aber frag nicht frei „was würdest du tun?“ – die Antworten passen sonst häufig nicht zu den konkreten Rahmenbedingungen.

Formuliere deine Frage eher so: „Ich schwanke zwischen Option A und B, welche Vor- und Nachteile siehst du da?“

4. Sei mutig und entscheide

Der wichtigste Schritt: Triff die Entscheidung.

Ja klar, das klingt jetzt banal, aber genau darum geht’s ja hier: eine schwierige Entscheidung zu treffen. Denk dran: Keine Entscheidung ist oft schlimmer als eine falsche Entscheidung.

Wenn du dich entschieden hast, kommuniziere klar und transparent – vor allem, wenn dein Team betroffen ist. Ehrlichkeit und Nachvollziehbarkeit schaffen Vertrauen.

5. Steh zu deiner Entscheidung

Du hast dich entschieden? Super!

Jetzt ist es wichtig, dass du bei deiner Entscheidung bleibst. Es wird immer jemanden geben, der anderer Meinung ist – das gehört dazu. Aber als Führungskraft ist es deine Verantwortung, die Richtung vorzugeben und schwierige Entscheidungen zu treffen. Das ist den Teammitgliedern auch klar.

Vorbereitung ist die halbe Miete: so triffst du langfristig schneller und souveräner Entscheidungen

Hier die gute Nachricht: Entscheidungen zu treffen kann man lernen.

Wenn du die folgenden Strategien umsetzt, wird es dir über kurz oder lang sehr viel einfacher fallen, Entscheidungen zu treffen.

1. Entwickle Entscheidungsprinzipien

Du musst nicht bei jeder schwierigen Entscheidung bei null anfangen.

Du kannst auch deine eigene Leitlinie entwickeln, nach der du dann immer vorgehst, wenn eine wichtige Entscheidung ansteht. Zum Beispiel: „Langfristige Vorteile überwiegen kurzfristige Verluste“ oder „Das Team steht an erster Stelle.“ Du kannst auch strategische Überlegungen aus Unternehmensseite mit einbeziehen, z.B. „Marge vor Umsatz“ oder „Kunde A vor Kunde B“. Solche Prinzipien können dein Kompass sein.

2. Setze Deadlines

Manchmal musst du eine Entscheidung schnell treffen. Setz dir eine klare Deadline, bis wann du eine Entscheidung getroffen haben willst. So kommst du ins Tun und verlierst dich nicht in endlosen Gedankenschleifen.

3. Übe mit kleinen Entscheidungen

Übung macht ja bekanntlich den Meister 😉 Trainiere deinen Entscheidungs-Muskel, indem du alltägliche Dinge schneller entscheidest: Wo gehen wir heute Mittag essen? Welches Buch lese ich als nächstes? Je öfter du dich schnell entscheidest, umso leichter wird es. Denn so gewöhnst du dich daran, dass das Worst Case Szenario in der Regel nicht eintrifft.

4. Mach dich frei von der Angst

Am häufigsten fühlen wir Angst vor Fehlern oder Angst vor Ablehnung, wenn wir schwierige Entscheidungen treffen sollen. Angst löst einen Überlebensinstinkt in uns aus, der uns nachts oft nicht richtig schlafen lässt.

Frag dich in solchen Fällen: Was ist das Schlimmste, was passieren könnte? Und wie wahrscheinlich ist das wirklich?

Wenn du dann eine Nacht drüber geschlafen hast, wirst du einen kühleren Kopf haben. Denn im Schlaf verarbeitet unser Hirn alles, was uns tagsüber so widerfahren ist.

Fazit: schwierige Entscheidungen zu treffen kann dein Ticket zu mehr Entlastung sein

Schwierige Entscheidungen gehören zu deinem Job als Führungskraft dazu. Klar sind sie unangenehm. Aber auf lange Sicht lösen sie Probleme und bringen dein Team auf Erfolgskurs.

Such dir alle wichtigen Fakten zusammen, überlege dir Optionen. Bewerte sie. Frag einen vertrauten Menschen um Rat. Triff die Entscheidung und steh dazu. So wirst du in deiner Entscheidungsfindung sicher und entscheidest schneller.

Und denk dran: Jede Entscheidung, die du triffst, gibt dir ein Stück Kontrolle zurück. Also, schnapp dir die heiße Kartoffel, atme tief durch und zeig dir und deinem Team, wo die Reise hingeht. Dein Team wird es dir danken – und du dir selbst auch 😊

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