Als Führungskraft Fehler eingestehen – Do or Don’t?

Es ging um den vermeintlichen Aprilscherz der ARD: Arminia Bielefeld hätte überraschend Bayer Leverkusen geschlagen und sei im Pokalfinale. Die ARD hätte grandios die Zuschauer an der Nase herumgeführt mit Interviews und Spielzusammenschnitten.
"Ha! Perfekter Aufhänger für meinen Newsletter!“ dachte ich jedenfalls.
Nur leider war die Meldung, die den Aprilscherz bestätigte, selbst Satire. Haha! Beim Recherchieren von einem Foto musst ich leider feststellen: Arminia hatte tatsächlich gewonnen.
Ups.
Und dabei hatte ich in meinem Newsletter doch gerade noch betont, wie wichtig Glaubwürdigkeit ist.
Aber statt den Kopf in den Sand zu stecken, habe ich meinen Fehler offen kommuniziert. Warum? Weil ich weiß, dass genau das entscheidend ist – gerade, wenn man Verantwortung trägt.
Warum grade Führungskräfte Fehler zugeben sollten
Als Führungskraft bist Du ständig im Fokus.
Alles, was Du sagst oder tust, beeinflusst das Vertrauen und die Motivation in Deinem Team. Wenn Du als Führungskraft Fehler eingestehen kannst, zeigst Du eine wesentliche Stärke: Verletzlichkeit.
Laut einer Studie von Amy Edmondson, Professorin an der Harvard Business School, ist genau diese Offenheit der Schlüssel zu einer funktionierenden Fehlerkultur und langfristigem Unternehmenserfolg [mehr dazu hier]. Führungskräfte, die Fehler offen zugeben, schaffen psychologische Sicherheit, fördern Innovation und stärken die Bindung ihrer Mitarbeitenden.
Außerdem geben 84% der Mitarbeitenden an, dass die Ehrlichkeit und Offenheit ihrer Führungskräfte ihr Engagement wesentlich beeinflusst. Ehrlichkeit ist also keine Option, sondern eine zwingende Voraussetzung für erfolgreiche Führung.
Die Schattenseiten einer schlechten Fehlerkultur
Persönliches Beispiel: Führungskraft, die Fehler nicht eingesteht
In meiner Karriere hatte ich auch einmal eine Führungskraft, die genau das Gegenteil tat. Sie gab mir ein heftiges, schriftliches Feedback zu einem vermeintlichen Fehler, den ich überhaupt nicht begangen hatte.
Ihr fehlten schlichtweg Informationen. Als ich sie darauf persönlich ansprach, reagierte sie defensiv und war nicht bereit, ihren Fehler zuzugeben.
Das hatte erhebliche Folgen für mich: Mein Vertrauen in sie war erschüttert, meine Motivation sank rapide. Und, was eigentlich am schlimmsten war: ich hörte auf, ihr Feedback zu geben und behielt es für mich. Denn ich hatte das Gefühl, dass es sowieso nichts bringen würde, mit ihr über ihr Verhalten zu sprechen.
Wenn Du als Führungskraft Fehler nicht eingestehst, riskierst Du genau das: einen nachhaltigen Vertrauensbruch.
Negative Konsequenzen für das gesamte Team
Neben dem persönlichen Vertrauensverlust förderst Du so auch, dass Dein Team selbst Angst entwickelt, Fehler offen anzusprechen. Deine Leute ziehen sich zurück. Sie hören auf, Ideen einzubringen und ihre Produktivität sinkt.
So entsteht eine Atmosphäre, in der keiner mehr Risiken eingehen will. Es fehlt an psychologischer Sicherheit, Neues auszuprobieren.
Wie Du Fehler authentisch und empathisch eingestehst – Praktische Tipps
Aber wie schaffst Du es, Fehler zuzugeben, ohne Deine Autorität zu verlieren? Hier kommen ein paar konkrete Empfehlungen:
- Sei klar und direkt: "Ich habe einen Fehler gemacht. Das tut mir leid."
- Zeige Verantwortung: „Ich werde mir ansehen, wie das passieren konnte, damit ich es in Zukunft besser machen kann.“
- Kommuniziere ehrlich über Herausforderungen: „Ich bemühe mich, diesen Fehler künftig zu vermeiden, aber ganz ausschließen kann ich es nicht.“
Nur wenn Du transparent kommunizierst und zeigst, dass du Fehler selbst als Lernmoment nutzt, wird auch Dein Team anfangen, Fehler als Lernchance zu sehen. Dann förderst Du Offenheit und stärkst die Beziehung zu Deinem Team.
Perfektion ist unmenschlich – Umgang mit wiederkehrenden Fehlern
Niemand erwartet von Dir Perfektion. Ich weiß, es klingt abgelutscht, aber Fehler passieren. Und manchmal wiederholen sie sich sogar.
Es ist manchmal echt schwer, das eigene Verhalten nach einem Fehler direkt zu ändern. Es braucht einfach Zeit, neue Verhaltensweisen wirklich zu verinnerlichen.
Wichtig ist nur, dass Du offen zu Deinem Team bist: "Ich gebe mein Bestes, das zu in Zukunft zu ändern. Sollte es doch nochmal passieren, helft mir gerne und sprecht mich darauf an."
Diese ehrliche Kommunikation zeigt, dass Du Deine Verantwortung ernst nimmst. Aber eben auch ein Mensch bist. Dein Team wird diese Authentizität schätzen und entsprechend honorieren.
Abgrenzung und Selbstschutz als Führungskraft
Es ist wichtig, dass Du als Führungskraft eine Balance zwischen Offenheit und Abgrenzung findest. Du darfst als Führungskraft Fehler eingestehen und sollst das auch. Aber Du sollst Dich damit auch nicht schwächen. Mach deutlich, dass Fehler Teil des Lernprozesses sind, aber kein Zeichen von Unfähigkeit.
Tipps für eine gelebte Fehlerkultur im Unternehmen
Lebe vor, wie konstruktiv mit Fehlern umgegangen werden kann, indem Du es selbst praktizierst.
Achte darauf, wie Du selbst kritisches Feedback äußerst. Dein Umgang mit Deinen eigenen Fehlern sollte sich auch darin wiederspiegeln, wie du mit den Fehlern von anderen umgehst.
Führe regelmäßige Feedback-Gespräche und reflektiere offen und gemeinsam im Team, was gut läuft und wo es Verbesserungsbedarf gibt.
Ermutige Dein Team, auch kritische Punkte offen anzusprechen.
Fazit: Mut zur Ehrlichkeit – Fehler offen zugeben
Als Führungskraft Fehler eingestehen – das ist keine Schwäche. Es zeigt Deinem Team, dass Du authentisch, reflektiert und verantwortungsbewusst bist. Wenn Du lernst, ehrlich mit Deinen Fehlern umzugehen und sie konstruktiv zu kommunizieren, schaffst Du eine Arbeitsatmosphäre, in der Vertrauen wächst und Leistung gedeiht.
Wenn Dir das noch schwerfällt und Dir hier Unterstützung wünschst, schreib mir gern eine Mail. Ich helfe Dir gern 🙂
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