Wenn große Ziele plötzlich lähmen und es sich lohnt, die Latte tiefer zu hängen

Limbo unter der horizontalen Stange, Aufschrift: "Die Latte mal tiefer hängen"

Am Wochenende war ich auf der Bundeskonferenz der Wirtschaftsjunioren in Chemnitz. Zwischen all den Sessions und Gesprächen stand ich irgendwann mit einem Konferenzdirektor aus Bayern zusammen – jemand, der schon auf gefühlt hundert Veranstaltungen war und Sponsoring aus dem Effeff kennt.

Wir kamen ins Plaudern, und ich erzählte, dass wir bei der MiRKo 2026, eine Konferenz, die ich für den 12.-14.06.26 in Leipzig organisiere, beim Sponsoring nicht so recht vorankommen. Zu hohe Pakete, zu wenig Zusagen. Er hört mir zu, nickt und sagt dann ganz ruhig:

„Ihr steckt die Ziele zu hoch. Fangt kleiner an.“

Er schlägt Summen vor, die in meinem Kopf erst mal absurd niedrig klangen. 700 Euro. 500 Euro. Ich hatte 3.000 als Einstieg im Kopf! Aber in dem Moment, als er das sagte, fiel sofort eine Last von mir ab. Plötzlich war da dieses Gefühl von: Ja, das ist machbar. So können Unternehmen in der Region wirklich mitgehen.

Und genau das ist der Punkt: Wenn wir andere für eine Sache gewinnen wollen – egal ob Sponsoring, Teamprojekte oder neue Ideen – dann zählt nicht, wie groß wir denken, sondern wie niedrig die Einstiegshürde ist.

Große Ziele können lähmen

Wir lieben große Ziele. Sie klingen stark, motivierend, fast ein bisschen heroisch. Aber im Alltag passiert oft das Gegenteil: Ein Ziel ist so groß, dass es sich eher wie ein Berg anfühlt. Du schaust nach oben, siehst den Gipfel – und der erste Impuls ist nicht: „Los geht’s!“, sondern: „Keine Chance.“

Psychologisch völlig logisch: Unser Gehirn bewertet ständig Aufwand und Nutzen. Wenn der Aufwand unüberwindbar wirkt, schaltet

Kleine Schritte schaffen Bewegung

Ein kleiner Schritt dagegen fühlt sich machbar an. Und dieses Gefühl ist entscheidend. Wenn wir etwas tun, das leicht gelingt, bekommt unser Gehirn sofort ein Belohnungssignal. Dopamin wird ausgeschüttet – und das macht Lust auf mehr.

Das ist auch der Grund, warum „Mini-Erfolge“ so mächtig sind. Ein kleiner Sieg heute steigert die Wahrscheinlichkeit, dass wir morgen den nächsten Schritt gehen. Während das riesige Ziel am Horizont uns eher lähmt, weil es unerreichbar wirkt.

Es ist wie beim Training: Niemand läuft einfach mal so einen Marathon. Aber die fünf Minuten Joggen, die schafft jeder. Und wer fünf Minuten läuft, läuft beim nächsten Mal vielleicht zehn.

Orange Fußabdrücke im minimalistischen Design

Warum Sicherheit so wichtig ist

Neben Machbarkeit spielt auch Sicherheit eine Rolle. Menschen wollen dazugehören, aber sie wollen nicht ins Risiko gehen. Wenn eine Veränderung groß und unsicher wirkt, springen viele lieber nicht auf.

Kleine Schritte dagegen wirken ungefährlich. Sie fühlen sich an wie ein Testlauf, bei dem nichts Schlimmes passieren kann. Genau das schafft die psychologische Sicherheit, die Amy Edmondson von der Harvard Business School so eindrücklich beschrieben hat: Teams, die sich sicher fühlen, probieren mehr aus – und sind am Ende erfolgreicher.

Ein kleiner Schritt ist also mehr als nur „machbar“. Er ist eine Einladung: „Probier’s mal, es passiert dir nichts.“ Und wer diese Einladung annimmt, ist beim nächsten Mal viel eher wieder dabei.

Commitment wirkt wie ein Anker

Und dann ist da noch ein dritter Effekt: Commitment. Robert Cialdini hat das schon in den 80ern untersucht. Wer einmal zu etwas Ja gesagt hat – und sei es noch so klein – möchte konsistent bleiben. Wir Menschen haben einen fast unerschütterlichen Wunsch, uns selbst treu zu bleiben.

Das heißt: Wenn jemand einmal bei einem kleinen Schritt mitmacht, ist die Wahrscheinlichkeit viel höher, dass er auch beim nächsten, größeren Schritt nicht kneift. Das kleine „Ja“ wirkt wie ein psychologischer Anker, an dem wir festhalten.

Und DU?

Frag dich mal:

Wo in deinem Team hängt gerade alles fest, weil das Ziel zu groß aufgespannt ist?

Wo könntest du die Latte tiefer hängen – nicht als Rückschritt, sondern als cleveren ersten Schritt?

Und was wäre ein Mini-Schritt, den alle ohne Murren mitgehen würden?

Vielleicht ist es eine kurze Reflexionsrunde.

Vielleicht eine Mini-Entscheidung, die du abgibst.

Vielleicht ein Testlauf mit einem kleinen Teil des Teams.

Egal was: Dieser erste kleine Schritt bringt mehr Bewegung als das große Ziel, das alle einschüchtert.

Ob Sponsoring oder Führung: Wenn du willst, dass Menschen mitgehen, denk weniger an groß – und mehr an machbar. Große Visionen sind wichtig. Aber es sind die kleinen Schritte, die Menschen tatsächlich gehen. Und genau die summieren sich am Ende zu Ergebnissen, die größer sind, als jedes einzelne riesige Commitment.

Und falls du Lust hast, dir deine eigenen großen Ziele mal genauer anzuschauen – und herauszufinden, wo dein Team gerade nur über die Einstiegshürde stolpert – dann lass uns sprechen. Genau da setzt mein Coaching an.